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Azoren
2003
Reisebericht von Klaus Tepper Geplant war ja eine Route nach Aleppo in Syrien. Jedoch hat uns Herr Busch mit seinem Privatkrieg im Irak einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kurz entschlossen flog der harte Kern von MMIG46 die Ausweichroute auf die Azoren.
Am 21. Mai ging die erste Etappe nach Porto um uns zwei Tage zu akklimatisieren und mit dem Portogiesich vertraut zu werden. Die Altstadt von Porto gehört seit 2001 zum Weltkulturerbe und ist seit dem sehr fein restauriert.
Am 23. Mai ging es dann endlich zu unserem eigentlichen
Ziel, den Azoren, der Geburtstätte des berühmten
Azorenhochs. Santa Maria der Flughafen für die Zwischenstopps auf der Transatlantik-Route zur Zeiten der Superconstellation . In den 70ern erschien die Concorde am Himmel, tankte und verschwand Richtung Brasilien. Heute waren wir die einzige Maschine auf dem riesigen Vorfeld. Mit 2,5% der gesamten Azoren Bevölkerung fristet die Insel eher ein ruhiges Dasein. Aber für Kolbenflugzeuge ist die Landung hier nötig, denn sie ist die einzige von den neun Inseln welche über AVGAS 100LL verfügt. Unser nächstes Ziel war die Insel Faial. Diese Insel war einmal ein kleiner Nabel der Welt. 1893 führte die erste Telegrafenverbindung von Europa nach Amerika über Horta. In den 30er Jahren schürzte sich in der Stadt ein Knoten von 15 Telegrafenkabeln, und ein Dutzend internationale Gesellschaften baute herrliche Häuser für ihre Angestellten. Im Anflug auf Horta führt die Arrival Route unmittelbar an der Insel Pico vorbei. Ist der Berg nicht komplett in Wolken, heißt es trotz Instrumenten Anflug ?make your own separation to the mountain Pico? die Insel die nur aus diesem einen perfekten Berg, dem Pico, zu bestehen scheint; ein nordatlantischer Fujijama; 2351 Meter über dem Meeresspiegel und 8000 darunter. Sein Kraterrand und die Gipfelpyramide sind noch im Mai schneebedeckt; um seine Flanken wallt eine Wolkenstola. Um die Jahrhundertwende gingen große Wasserflugzeuge brausend vor der Hafenmauer von Horta nieder. Geblieben sind die "Yachties" mit ihren großen und kleinen Segelschiffen, die 1000 Meilen westlich von Lissabon den letzten Punkt Europas anlaufen, um vor der Etappe in die Karibik noch einmal durchzuatmen und die Bilder ihrer Kähne auf die Kaimauer zu malen. Hier, zwischen Alter und Neuer Welt kann man es ganz gut eine Weile aushalten: Kirchen und Klöster in Weiß und Basaltschwarz ragen aus dem Gefältel der Dächer; am Berg liegen die alten Villen mit den bunten Glasveranden und an der Uferpromenade das mintgrüne "Café International", wo in den 30er Jahren Geheimagenten ihre Zigarren geraucht haben sollen; heute ein schlichter Ort mit Holzstühlen und Art-déco-Bildern von schlanken Gentlemen zu Pferde. Im "Peter Café Sport" treffen sich die Crews, hinterlassen Fotos und Wimpel und Post für Skipper, die bestimmt irgendwann vorbeikommen werden. Am Montag den 26. Mai konnte es zur westlichsten Insel der Azorengruppe ? Flores - gehen, denn die reinen Sichtflugplatze sind am Wochenende geschlossen. Flores ist die Insel der Seen, Wasserfälle und kristallklaren Bäche. Die verschwenderische Blütenpracht der Hortensienhecken scheint der Insel den Namen gegeben zu haben. Unser nächster Stopp war die Insel Pico mit dem gleichnamigen Vulkankegel, einem der schönsten Vulkane der Welt, der auch zugleich Portugals höchster Berg ist. Eine köstliche Spezialität ist der auf Lavaboden angebaute Wein, der schon am Hof der russischen Zaren serviert wurde. Nachdem nun endlich die Landegenehmigung für den Militärflugplatz Lajes auf der Insel Terceira vorlag, stand nichts mehr im Wege der drittgrößten Insel einen Besuch abzustatten. Terceira hat in der Geschichte oft die wichtigste Rolle gespielt. Angra do Heroismo, die erste mitten im Atlantik gegründete >europäische< Stadt aus dem 16. Jh. gilt zurecht als die schönste Inselstadt. Auf São Miguel und in der Hauptstadt Ponta Delgada lebt fast die Hälfte der 250000 Einwohner der Azoren. Die von Steinmauern eingegrenzten Wiesen erinnern an Irland; die Tannenwälder, Berge und Kühe ans Allgäu - mit Durchblick zum Meer. Doch die aufgeworfenen Topfkuchen jeder Größe, koksgrau, schütter begrünt oder ordentlich bewaldet, mit Sumpf oder See auf dem Kratergrund lassen nie vergessen, dass man sich auf erdgeschichtlichem Plattenbau bewegt. Ein Ausfluss der irdischen Unruhe sind die Schwefel- und Eisenquellen, die wild oder gefasst aus dem Boden dringen. Wo so ein Stinker hochkocht, stehen ein paar Sommerhäuser,
ein Laden, vielleicht eine Kolonnade, wie in Caldeiras
da Ribeira Grande. Auf dem aschgrauen Vorland Ponta
da Ferraria liegt noch ein altes Badehaus, in dem
sich die Leute in warme Wannenbäder legten, für die
das Wasser aus dem unterirdischen Fluss geschöpft |
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