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Reisebericht

von Klaus Tepper

Vorbereitung

In unserer Tageszeitung wurde Sao Tomé und Principe als einer der letzten unberührten Flecke dieser Erde gepriesen. Da CHEVRON vor einigen Wochen erste Ölbohrungen mit Erfolg in der Nähe von Principe durchgeführt hat, war es höchste Zeit die Insel zu besuchen, bevor der große Ölboom dieses Stück Natur zerstört hat.
Für die Einflug- und Landegenehmigungen nahmen wir die Dienste der Advanced AIS Frankfurt in Anspruch. Vorstufe war jedoch eine Prüfung durch AAIS auf die Verfügbarkeit von AVGAS. Die erste Version der Planung eine kurze Streckenführung über Algerien fiel eben dieser AVGAS Recherche zum Opfer, da man zum üblichen Treibstoffpreis noch USD 5.500 für Frachtkosten für ein 200 Liter Fass von uns haben wollte. Bis die Streckenführung an die AVGAS Versorgung angepasst war, informierte uns Herr Schmidt von AAIS per Zwischenbericht über den Stand der Genehmigungen.

03.06.2004

Nach all den Mühen der Vorbereitung war er dann endlich da, der ersehnte Abflugtermin DO 03.06.04. Erstes Ziel war für die Rhein-Main-Fraktion (EDFC + EDFZ) der MMIG46 Vereinigung die Balearen Insel mit dem Airport Menorca. Vom zentral gelegenen Stadthotel in Mahon ein kurzer Fußmarsch zu den zahlreichen Restaurants auf ein paar Tapas. Frisch gestärkt stand dann einer Stadtbesichtigung nichts mehr im Wege.


Naturhafen Mahon

04.06.2004

Heute war der Tag an dem wir den europäischen Kontinent verlassen sollten. Auf dem Airway G850 beginnt nach BERUM die Zuständigkeit von Casablanca Control und somit der afrikanische Kontinent. Obwohl die Kolbenmalibu zuerst startete, war es wie bei Hase und Igel, die JETPROP Malibu war schon da. Marrakech die Stadt mit dem Flair von 1001 Nacht stand mit einem Besuch in der Kasbah auf dem Programm. Die Schlangenbeschwörer, Jongleure, Märchenerzähler und Händler bescherten uns einen kurzweiligen Nachmittag.


Ankunft Marrakech


Feilschen beim Teppichhändler

05. + 06.06.2004

Frühes aufstehen stand auf unserem Plan, denn die NM 1403 (1164 + 239) wollten abgeflogen sein. Die JetProp machte aus Gründen der Reichweite noch einen Tankstop Agadir.
Nach Casa Control und Canaris Radar gibt es über der endlosen Wüste nur noch Kontakt über HF zur Außenwelt. Aus diesem Grunde gibt es in ganz Afrika die IFBP (In Flight Broadcast Procedures) auf der 126,9 wird eine Blind Transmission über FL, Airway, Richtung und Estimates für die anderen Luftfahrtzeuge zur Information und collision avoidance abgegeben.
Ein Tankstopp in Mopti (Mali) bei +38 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit war nicht das reine Vergnügen. Die JetProp wird wie ein richtiges Flugzeug per Erdtank mit JETA1 befüllt, nur bei der Kolben Malibu wird per Muskelkraft aus den herbei gerollten Fässern AVGAS in die Flächen gepumpt. Das zweite Leg mit den NM 239 war praktisch die Kür des Tages.
Im Independence Hotel von Ouagadougou der Hauptstadt von Burkina Faso (ehem. Obervolta) hatten wir unsere Zimmer reserviert. Vorsicht beim Transfer vom Flughafen zum Hotel – die frisch eingereisten Weißen werden von den Taxifahrern leicht mit dem 10fachen des üblichen Taxipreises überrascht. Das Hotel war in guter Lage im Botschaftsviertel, es hatte seine Glanzzeiten aber bereits hinter sich. Wir hatten zwei Übernachtungen eingeplant, somit ausreichend Zeit Land und Leute kennen zu lernen. Der ansässige Präsident des Aero Clubs stellte uns am nächsten Morgen seinen Hangar und Mechaniker zur Verfügung um an der Kolbenmalibu ein Magnetproblem zu beheben.


Ouagadougou (Burkina Faso)

07. - 09.06.2004

Um diese Jahreszeit ziehen die Gewitterzyklonen zwischen den 4. und 14. nördl. Breitengrad von Ost nach West mit Obergrenzen von bis zu 45.000 feet und Durchmessern von einigen hundert Meilen, hier wird absoluter Respekt verlangt. Nach einem Tankstopp in Lome (Togo) konnten wir mit der Böenwalze solch einer Zyklone (Wind von 0 auf 30 Knoten in 1 sec.) eine kleine Kostprobe bekommen. Schnell weg ins gute Wetter unseres Endzieles Sao Tomé mit der Trockenzeit von Ende Mai bis Ende September.
Drei Tage Entspannung und Erholung lagen vor uns im besten Hotel der Insel dem MIRAMAR unter deutschem Management (siehe Foto Verbotsschilder).
Besuch der Tropenwälder mit gigantischen Wässerfällen, einsamen Fischerdörfern undPlantagen mit Kaffe, Kakao, Bananen und Ananas.


Magnetreparatur


Ankuft Sao Tomé


Hotel Miramar unter deutschem Management


Hotel Miramar


Markt in Sao Tomé


Kaffeeplantage Monte Café


Wäscherei am Fluss


Im Dschungel

10. – 12.06.2004

Ein kurzer 40-Minuten Flug zur Nachbarinsel Principe. Eine 1300 m lange Asphaltpiste auf einer Hochebene im Dschungel gelegen. Die Insel das reine Paradies ohne Massentourismus.
Der Hotel Direktor des BOM BOM Island Ressort hat es sich nicht nehmen lassen uns persönlich vom Airport abzuholen. Mit einem Allrad Geländebus ging es von 584 ft die unbefestigte Strasse (in der Regenzeit sind Ketten nötig) hinab auf Meereshöhe in die Hotelbucht. Vor uns lag sie dann, die einsame Bucht mit feinstem Sandstrand und Kokospalmen bis zum Strand. Der Marketingslogan der Webseite www.sao-tome.com war in diesem Fall nicht übertrieben.
Das Hotelrestaurant war auf der kleinen Nachbarinsel BOM BOM diese war über eine lange Holzbrücke mit der Hotelanlage verbunden. Hier zauberte der Küchenchef mit den fangfrischen Fischen und Meerestieren die ausgefallensten Gaumenfreuden.


Paradies BOM BOM Island Resort


Imitiert Telefonklingeln


Fischspezialitäten Restaurant BOM BOM Island


AVGAS selbst eingeflogen


Tower Principe „Marconi“ lässt grüßen

13.06.2004

Die schöne Zeit ging vorüber, so dass heute der Rückflug angetreten werden musste. Nach der Landung in Lome gab es mehr als einen Schock für die Kolbenmalibu. Das „Buerau de Piste“ sprach von einem NOTAM „No Avgas“ seit gestern. Der „Chef de Piste“ fragte für uns bei sämtlichen Plätzen im Umkreis nach 100LL nach, jedoch ohne Ergebnis. Was nun tun, die normale Neulieferung ist in 2 Monaten vorgesehen.

Das Studium der schwarzen Bretter brachte die Lösung. Auf einer Liste der in Lome als Hombase registrierten Flugzeuge waren auch einige Kolbenschüttler. Diese gehörten dem ansässigen Aero Club. Nach kurzer Diskussion war der Club bereit uns 100 Liter zum Vorzugspreis von USD 3,00 pro Liter zu verkaufen. Mit diesen 100 Litern und unserer Restmenge war das nächste Ziel Bobo Dioulasso zu erreichen. Die Chefin des Hotel L´ Auberge, ein Nachkomme in 2. oder 3. Generation der franz. Kolonialzeit hatte die Herberge voll unter Kontrolle. Ihre Küche übertraf unsere Erwartungen für diesen Teil der Erde.


USD 3,00 per Liter AVGAS


Airport Bobo


nicht jeden Tag geht ein Flug von Bobo (13.06.04)


Hotel L´Auberge

14. + 15.06.2004

Nach einem kräftigen Morgengewitter konnten wir in staubfreier Luft unseren Flug nach Saint Louis antreten.
St. Louis bis 1958 Hauptstadt von Senegal und Mauretanien. Im „Hotel de la Poste“ stiegen die alten Flugpioniere der Luftpostroute nach Südamerika ab, um vor dem großen Sprung über den Atlantik noch einmal Kräfte zu sammeln. Die Altstadt von Saint Louis befindet sich auf einer Insel im Flussbett des Senegal Rivers, an dem Baustil kann man erkennen welche Größe und Wichtigkeit die Stadt einst hatte.


Hotel de la Poste


Maschine der alten Postroute


Fischer in Saint Louis

16. + 17.06.2004

Die letzte Etappe in Afrika ging nach Fez, eine der ältesten Städte von Marokko.
Sie versetzt seine Besucher ins islamische Mittelalter. Wer sich je im Gedränge der engen Gassen vorwärts schieben ließ, in einen Eselstau geraten ist, das durchdringende Duftgemisch bei den Gerbern, Gewürzhändlern oder aus den kleinen Garküchen und die eindringlichen Geräusche der Handwerkszünfte erlebt hat, ist ohnehin schon reich beschenkt. Hinzu kommen die Kleinodien maurischer Baukunst, die einen solch überragenden Stellenwert haben, dass die UNESCO sie in die Liste des Weltkulturerbes aufnahm. Zeitlos erscheint das geschlossene Altstadtbild, beherrscht von den Minaretten der Moscheen mit Dächern aus grün lasierten Ziegeln. Noch heute hat Fès mit seinen 770000 Einwohnern durch seine bedeutungsvolle Geschichte und Kultur eine Vorrangstellung im Maghreb, dem westlichen Teil der arabischen Welt, inne.


Airport FES


Färberei in Fes


Zwei Mutierte

18.06.2004

Mit der Landung in Reus hatte uns die zivilisierte Welt wieder aufgenommen.
Wir verbrachten den Abend in der herrlichen Altstadt von Tarragona in einem der Fischrestaurants am Fischereihafen.
Bei einem schönen Abendessen ließen wir die Eindrücke von unserem Trip nach Sao Tomé und Principe Revue passieren und erinnerten uns an so manches Aufregende dieser Reise.


Tarragona Altstadt

Klaus Tepper
Juni 2004

© MMIG46 e.V.