Ein Reisebericht von Dr. Michael Offermann
Die MMIG46 hatte zum technischen Frühjahrmeeting eingeladen, und sie kamen, überwiegend mit Ölöfen, nicht alle, aber ungewöhnlich viele. Am Ende des Wochenende in Genk-Zwarberg (EBZW) waren 25 Maschinen ganz oder phasenweise vor den Hallen von Smets Aviation geparkt worden.
Möglicherweise, nein mit Sicherheit war das Programm auch ungewöhnlich attraktiv:
Ulf Mühlbacher konnte von der Planung seiner damals kurz bevorstehenden Weltumsegelung mit seiner Jetprop berichten, P&W war anwesend, DETA war durch seinen Chef, Mads Jensen vertreten, der mit Smörebröt-typischem Akzent professionell und leicht verständlich die Vorteile des Engine monitorings aufzeigen konnte, MT Propeller berichtete über eine mögliche Modifikation für Jetprops, einen besonders leichten, die take-off-roll-distance-Performance deutlich verbessernden Holzkern-Composite Propeller mit 50% Gewichtsersparnis, und schließlich der sagenumwobene Darwin Conrad persönlich, um nur einige Highlights zu benennen.
Conrad mit Ray Charles ähnlichem Outfit war in seinem Vortrag eher trivial. So programmatisch, wie die Darstellung der eigentlich allen bestens bekannt Jetprop Philosophie und Historie war, so dezidiert ging er in der anschließenden Diskussion und in Einzelgesprächen auf allen noch so detaillierten Fragestellungen kompetent und geduldig ein. Andererseits jedoch haben die Amerikaner den Unterschied zwischen US und EU Kunden immer noch nicht wirklich verinnerlicht. Vielleicht ist es auch von einem technisch durchaus genialen Denker zu verlangen, gleichzeitig brillianter Verkaufsmanager oder Marketingstratege zu sein. Jedenfalls hätte vermutlich eine weitere ? 21 Conversion vor Ort dingfest gemacht werden, wäre den US boys der kleine Schritt zu einem auf das Wochenende beschränktem Sonderangebot in Form einer (ggf. nur teilweisen) Kompensation einer Preiserhöhung durch P&W möglich gewesen. Auch die Ermittlung des Ursache-Wirkung-Zusammenhang eines massiven Schadens an einer ?weggelaufenen? PT6 hätte möglicherweise diplomatischer vollzogen werden können.
Dagegen in jeder Weise und über jeden Zweifel erhaben, mit perfekter Performance, professionellem Know-how und bestmöglicher gastgeberischer Haltung präsentierten sich Maurice Smets, der Hausherr nebst Gattin.
Der auch sonst blank gewienerte Hangar war mit viel persönlichem Aufwand zu einer meeting-hall umfunktionniert worden, samt rustikalem Buffet, Bier, Wein, je nach persönlichem Gusto.
Smets ist wirklich einer der alten Schule, der Papi, und das in jeder Beziehung. Bei ihm merkt man jeden Moment, dass die Kundenzufriedenheit stets sein höchstes Ziel ist. Und wo sonst könnte diese Philosophie willkommener sein, als bei technisch komplexen und höchst sicherheitsrelevanten Fragestellungen rund um den Betrieb eines komplizierten Flugzeugs wie der Malibu.
Man kann natürlich, aber man muss nicht um jeden Preis in den Süden fliegen, um sich anschließend in seiner frisch gewarteten Malibu oder Jetprop wie in Abrahams Schoß zu fühlen. Das Gute liegt oft Meilen näher als man denkt.
Beim abschließenden Stadtbummel der kleinen Kerntruppe mit gemütlichem Bummel, gezapften belgischem Bier und Sterne Dinner in Brüssel drängten sich dann zwei Impressionen auf: erstens Brüssel ist unglaublich teuer geworden. Europäische Abgeordnete verderben durch massive Gehaltzulagen bei Mieten wie in der Gastronomie die Preise. Und zweitens: auch die Gruppe hatte seit langem mal wieder ein zumindest europäisches Flair. Durch die Anwesenheit von Alan Robinson und Gattin, der nach mehreren Jahren wieder zur MMIG46 gestoßen ist, wurde endlich mal wieder vermehrt nicht nur deutsch gesprochen. Zudem hat Alan die MMIG46 nach England eingeladen. Beste Referenz, da er als CEO inzwischen zwei privatisierten größeren Flughäfen vorsteht, die Britische Szene gut kennt, und damit ein zukünftiges Treffen in England/Schottland mehr als wahrscheinlich wird.
Last not least wie immer die vollkommen unmaßgebliche Meinung des Autor:
Auch im technischen Bereich scheint die MMIG46 allmählich erwachsen. Die ursprüngliche Vorstellung, die 99 zur Gründung mit initialem Treffen in Kassel geführt hat, nämlich die Produkt-, Prozess- und Ergebnisqualität auf allen Ebenen rund um die Malibu zu verbessern, so auch auf der technischen -, Wartungs- und Pilotenverständnisebene, diese Vorstellung geht allmählich auf. Zum Nutzen aller. Grobe Versager bei der Wartung konnten in den letzten sieben Jahren ausgemacht und eliminiert werden, die Fragen bei Hearings und Vorträgen werden qualifizierter und das Niveau der Benzingespräche ist deutlich gestiegen, wie die Diskussion um die Mode S / diversity Einführung deutlich gezeigt hat.
Mit der Kombination aus touristischen und technischen Meetings ist die MMIG46 nach dem Vorbild der MMOPA auf einem guten Weg.
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